• Johannes Gärtner alias Caspar David Friedrich freut sich auf viele Gäste, die den neuen Weg erkunden

Neuer Wanderweg: Caspar David Friedrich auf der Spur

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Neue Schautafeln, neue Aussichten und eine neue Wegführung: der Casper-David-Friedrich-Weg in der Sächsischen Schweiz wurde zum 250. Geburtstag des Malers überarbeitet und aufgewertet. Am Montag war offizielle Freigabe der 15 Kilometer langen Route.

Casper-David Friedrich hat viele Motive aus der Region in seinen Gemälden verewigt, zu den bekanntesten zählt der „Wanderer über dem Nebelmeer“. Mit dem neuen Weg will die Tourismusregion im Jubiläumsjahr Gäste aus aller Welt anlocken.

Auf den Spuren des Meisters der Romantik

Auf dem Caspar-David-Friedrich-Weg wandert man vorbei an Orten, die den Künstler einst inspirierten, wo er die Natur genau studierte. Rund 15 Kilometer geht es am felsigen Hang nach Schöna und über Kaiserkrone und Wolfsberg zurück, mit Blicken auf und in die zerklüftete Felslandschaft über der träge dahinfließenden Elbe, die den aus Greifswald an der Ostsee stammenden Maler immer wieder fesselte. „Friedrich war oft dort unterwegs“, sagt Nicole Hesse vom Tourismusverband Sächsische Schweiz. Das lasse sich anhand von Blättern seines Krippener Skizzenbuchs belegen.

Auf einer Tafel am Ortsrand ist ein „Aquarell im Steinbruch“ abgebildet, mit dem Verweis auf den Abbau von Sandstein unweit davon. Auf vermoosten Steintreppen geht es dazu 50 Höhenmeter steil hinauf, dann im Zickzack durch dichten Wald, bis auf ein Plateau am Hang mit Büschen, Bäumen und Felsen. Durch das Blätterdach über etwa 30 Meter hoch aufragenden Steinwänden dringen Sonnenstrahlen wie Spots.

Insgesamt zwölf Stationen hat die Tour, die Tafeln wurden zum 250. Geburtstag des berühmten Besuchers (1774–1840) neu gestaltet. Auch auf Tschechisch und Englisch wird erklärt, was er gezeichnet hat, dazu das entsprechende oder ein ähnliches Werk gezeigt. „Welche Strecke er genau ging, weiß man nicht“, erklärt Hesse. Aber es gebe Zeichnungen, die sicher oder wahrscheinlich dort entstanden. Sechs der Punkte könnten Blättern aus dem Krippener Skizzenbuch zugeordnet werden.

Friedrich lebte über vier Jahrzehnte in Dresden

Friedrich lebte seit 1798 bis zu seinem Tod mehr als vier Jahrzehnte Dresden. Immer wieder zog es ihn von der Residenzstadt in die Umgebung, ab 1799 wanderte er im Elbsandsteingebirge. Mindestens 19 Besuche sind belegt, bei denen er zeichnete, Natur und Landschaft studierte, sagt Hesse. „Aus diesem Fundus schöpfte er später bei der Komposition seiner Gemälde.“

In Krippen war er 1802 und 1814 sowie von März bis November 1813, als er vor der Napoleonischen Besatzung Dresdens flüchtete. „Aus dieser Zeit sind 20 Zeichnungen erhalten“, sagt Hanka Owsian, Leiterin des Museums Bad Schandau. Einiges lasse sich mit dem Original am historischen Ort verbinden, manches Blatt habe er selbst bezeichnet. Auf dem Caspar-David-Friedrich-Weg kann dem Künstler, der die Einsamkeit brauchte „für das Gespräch mit der Natur“, gefühlt über die Schulter geschaut werden. 

Die nahe Felsenwelt war sein Ideal einer romantischen Landschaft. In der Stille und Einsamkeit erspürte er die Natur, sagt Owsian. Diese Faszination ist an vielen Stellen des Weges erlebbar, der mit dem „Relaunch“ wieder freigeschnitten wurde. Rund 70 Wegweiser sind erneuert und die Informationstafeln an prägnanten Orten überarbeitet.

Auch an der Kaiserkrone. Auf dem zerklüfteten Rest eines Tafelbergs geht der Blick weit in die Landschaft, zum nahen Zirkelstein, den Schrammsteinen und dem Winterberg in der Böhmischen Schweiz. Wie der von Friedrichs berühmten Wanderer, auf einen Stock gestützt in der Morgendämmerung auf einem Felsgipfel, auf eine bizarre Landschaft, durch die Nebel zieht, aus dem einzelne Berge ragen. Diese Aussicht sei aber eine Erfindung, sagt Holger Birkholz. Da habe Friedrich Felsformationen verwandt, die Zirkelstein, Rosenberg und Gamrig ähneln, „die von dort aus aber gar nicht zu sehen sind“. 

Mühsame Recherche nach Friedrichs Hotspots

Den Weg, der von Krippen nach Schöna und zurück führt, über die Kaiserkrone und den Wolfsberg, haben zwei der Region und der Landschaft eng verbundene Enthusiasten recherchiert. „Die Idee war, den bekannten Malerweg auf dieser Elbseite zurückzuführen“, erzählt der frühere Krippener Ortsvorsteher und Schulleiter Gerd Englick. Mit Frank Richter, einem Kletterer und Landschaftsfotograf, hat er Orte identifiziert, wo Friedrich die Natur studiert haben könnte.

„Tagelang sind wir mit Kopien seiner Zeichnungen durch den Busch gestürzt, es war wie die Suche im Heuhaufen“, erinnert der 83-Jährige. Der „erste Volltreffer“ war ein Felsturm. „Die Vegetation hat sich verändert, aber die Felsen nicht“. Weitere Steine, deren Umgebung und Ausblicke halfen - und manchmal einfach der Zufall. „Es gibt einige Motive, die man im Bereich der Zeichnungen verorten kann am Mittelhangweg, wie Felsformationen und Sichten auf die andere Elbseite“, sagt Birkholz. (mit dpa)

Geführte Wanderungen und Kulturtipps

Erwandern lässt sich der Caspar-David-Friedrich-Weg in fünf bis sechs Stunden. Entlang des Weges gibt es Einstiegspunkte zu Bus und S-Bahn. Geführte Touren bieten unter anderem die zum Thema geschulten Gästeführer der Nationalparkregion an.

Eine Liste der Tourguides liefert die Website www.nationalpark-saechsische-schweiz.de. Auch die Bad Schandauer Kur- und Tourismus GmbH nimmt Interessierte im Jubiläumsjahr mit auf Wanderungen; jeden Mittwoch starten die Touren am Marktplatz Bad Schandau.

Eine Anmeldung ist unter www.bad-schandau.de möglich. Ab Schmilka begleitet Historikerin Andrea Bigge jeweils einen Sonnabend im Monat Gäste auf einem zweistündigen Spaziergang mit Picknick auf dem Caspar-David-Friedrich-Weg. Anmeldungen hierfür sind ab sofort unter www.schmilka.de möglich.